Dienstag, 3. April 2012

Die Berichterstattung über die PMC Executive Outcomes in den 1990er Jahren - Teil 2

Die Berichterstattung über Executive Outcomes


Als Fallbeispiel wird nun die PMC Executive Outcomes (EO) herangezogen, die in den 1990er Jahren immer wieder die mediale Berichterstattung auf sich gezogen hat, wenn es um afrikanische Konflikte ging. Die folgenden Ausführungen sind vor allem als mediale Rundschau zu verstehen - so weit dies recherchetechnisch möglich war. Dementsprechend häufig wurden Zitate verwendet.

Hintergründe
Zunächst einige Worte zur Firma und deren Entstehungsgeschichte: Das Ende der Apartheid hat in Südafrika vor allem dazu geführt, dass eine große Zahl an Soldaten in das Zivilleben entlassen und von der neuen ANC Regierung stiefmütterlich behandelt wurden. Um hier Eeben Barlow, den Gründer von EO zu zitieren, hatte man die Wahl, seine Fähigkeiten wirtschaftlich zu vermarkten oder in die Kriminalität abzudriften. (1)
Die Firma wurde bereits 1989 gegründet und zeichnete sich vor allem durch Ausbildungsaufträge für die South African Defence Force (SADF) aus, vor allem im Bereich der Counterintelligence (Spionageabwehr). Aber auch private Firmen wie DeBeers heuerten EO an um die Sicherheit ihrer Anlagen zu verbessern.(2)

Angola


Vorgeschichte (3)
Weltweite Aufmerksamkeit erregte EO erst, als die Firma einen Auftrag in Angola - Anfang 1993 - bekam. Zu Angola muss angemerkt werden, dass es seit dem Ende der portugiesischen Kolonialherrschaft zum Opfer eines Stellvertreterkrieges des Kalten Krieges geworden war. Um eine kommunistische Machtübernahme zu verhindern, wurde das Land  jahrelang bewusst von Südafrika destabilisiert(4) und die Rebellenorganisation UNITA (União Nacional para a Independência Total de Angola - Nationale Union für die völlige Unabhängigkeit Angolas) unterstützt. Diese Rebellen konnten dann in den frühren 1990er Jahren bei ihrem Vormarsch Erdölförderanlagen, die der staatlichen Firma Sonangol und der britischen Fördergesellschaft Branch-Heritage Oil gehörten, einnehmen.
EO bekam nun den Auftrag, diese Förderanlagen mit einer kleinen Gruppe von ehemaligen Soldaten vor weiteren Angriffen zu schützen, sobald die staatliche Armee Angolas die UNITA aus dem Gebiet vertrieben hatte.(5)

Die Berichterstattung
Um diese Aufgabe zu bewerkstelligen, mussten ehemalige Soldaten angestellt werden und man begann, auf alte Netzwerke zurückgreifend, mit ersten Jobinterviews. Bei diesen wurden schon erste Misstöne laut und einige Soldaten sahen den Auftrag in Angola als Söldnerarbeit.(6)
Ein Teilnehmer der Jobinterviews nahm dann selbiges insgeheim auf und gab das Band an eine lokale Zeitung weiter. Damit begann die Berichterstattung schon bevor EO den Auftrag überhaupt antreten konnte.(7)
Am 28. Februar 1993 brachte die Sonntagszeitung Rapport den Artikel „SA Fighters in Angola“ heraus, in dem behauptet wurde, dass man von der Movimento Popular de Libertação de Angola (MPLA)(8) angeheuert wurde, um die UNITA zu bekämpfen. Zu diesem Zeitpunkt war aber von so einem Auftrag noch keine Rede. Dennoch wurde der Firma sofort das Söldnerstigma angehaftet und Spekulationen von Verhaftungen und Polizeiverhören in Umlauf gebracht.(9) Weitere Zeitungen sprangen auf den Zug auf und erschwerten somit den Auftrag der Firma, da man nun mit einer verstärkten Präsenz der UNITA im betroffenen Gebiet rechnen musste. Zusätzlich wurden staatliche Behörden, die verschiedene Interessen in Angola hatten, auf das Unterfangen aufmerksam.
Am 10. März 1993 berichtete dann die Afrikaans Zeitung Beeld unter der Überschrift „100 SA Fighters stand ready to murder Savimbi“, dass EO ein Teil einer CIA Operation sei und ein Angriff in Jamba erfolgen sollte. Tatsächlich war das geplante Einsatzgebiet Soyo aber 1400km von dieser Stelle entfernt und man hatte bei weitem nicht so viele Soldaten rekrutiert. Von der CIA Verbindung ganz zu schweigen.(10)
Ohne jetzt auf Einzelheiten eingehen zu wollen, sei hier noch erwähnt, dass die Aktion anders vonstatten ging, als man sich erhoffte. Die angolanischen Einheiten waren unerfahren und konnten die UNITA nicht zurückdrängen; außerdem war die UNITA durch die Berichterstattung vorgewarnt worden und mit verstärkter Präsenz vertreten. Nichtsdestotrotz, ergriff EO die Initiative und konnte die Erdölförderanlagen sichern, die UNITA im Zuge dessen lange genug zurückdrängen, um die wertvolle Ausrüstung zu sichern und somit den Auftrag zu erfüllen. Dennoch zahlte man einen hohen Preis mit mehreren Toten und Verwundeten.(11)
Am 19. März 1993 berichtete ein Artikel im Beeld: „Mercenary shot dead in Angola“; ein Weiterer am nächsten Tag unter dem Titel „Mercenaries in Angola held over secret, Chief Recruiter knows foreign front organisations“ folgendes:

„Fourteen South Africans who were recruited to participate as ‚security guards‘ in the Angolan civil war and who refused to fight when they learnt that they would actually be fighting for the MPLA, are being held back in Angola for fear of them speaking out...“

„According to a document in possession of Beeld, he was a member of the disbanded Civil Cooperation Bureau (CCB) international division or cell 5.“(12)


Dies führte vonseiten EOs zur Annahme, dass von öffentlichen Stellen Informationen über die Vergangenheit Eeben Barlows an die Presse weitergereicht wurden, um die Firma gezielt zu diskreditieren.(13) Der CCB war nämlich ein offensiver Geheimdienst des Apartheidstaates und sollte die erste Verteidigungslinie des damaligen Systems darstellen. Nachdem aber nicht einmal einzelne Mitglieder voneinander bescheid wussten, musste vonseiten der Dienste die Information an die Medien weitergegeben worden sein. Hiermit startete eine Medienkampagne, die laut Eeben Barlow gezielt gegen EO gerichtet war.

Die Firma nahm in weiterer Folge noch einen Auftrag in Angola an, der dem krisengeschüttelten Staat helfen sollte, die UNITA endgültig zu besiegen. Dies führte auch zu Presseaussendungen vonseiten der SADF, die eine Rekrutierung südafrikanischer Soldaten verurteilte und behauptete, dass dies strafbar sei. Dies ging sogar soweit, dass die SADF EO gezielt behinderte: Hierzu ein Auszug aus dem The Star vom 18. Oktober 1993 mit dem Titel „SADF smear campaign alleged“:

The conflict between Executive Outcomes and the SADF was brought to a head ten days ago when the SADF grounded a plane at Lanseria Airport as it was about to take off for Angola with 18 ex- SADF soldiers and technicians on board.
Tom Robertse of Lowex Air Cargo, the Swiss company that owns the Russian Antonov, said the SADF‘s claim that it had grounded the plane because the Russian crew had not paid their bill at an South African Air Force mess was ‚one hell of a lie‘.(14)


Die Kampagne gegen EO erreichte im April 1994 einen neuen Höhepunkt, als am 17. April in der Sunday Tribune unter der Überschrift „Claim: MK hit squads being trained in Angola“ berichtet wurde, dass EO in Angola Teams des ANC ausbilden würde, um politische „Troublemaker“ in Südafrika auszuschalten.
Der Druck erhöhte sich, als das Department of Foreign Affairs eine Pressemitteilung herausgab und der Director-General in einem Artikel am 3. August 1994 folgend zitiert wurde:
„We have to come down on them. I just cannot accept that there are about 500 South Africans fighting in Angola.“(15)

Trotz allem konnte EO jedoch die UNITA soweit schwächen, dass es zu Friedensverhandlungen und zur Unterzeichnung des Lusaka Protokolls am 20. November 1994 kam.

Sierra Leone


Vorgeschichte
Das mit reichen Mineralienvorkommen ausgestattete Land, sah sich seit dem Jahr 1991 einem blutigen Bürgerkrieg ausgesetzt. Der Hauptgrund hierfür, war der Präsident des benachbarten Liberia - Charles Taylor - der die Revolutionary United Front (RUF) unterstütze, um das Land zu destabilisieren und mit den Diamantenvorkommen seine eigenen Pläne zu finanzieren.
EO wurde vom damaligen Präsidenten Valentine Strasser beauftragt, den machtlosen Streitkräften beim Kampf gegen die RUF zu helfen.(16)

Berichterstattung
Die Ankunft EO‘s wurde von Pratap Chatterjee im Magazin Covert Action Quaterly wie folgt beschrieben:

„The Executive Outcomes‘ mercenaries arrived in Sierra Leone better equipped than most armies in Africa, with Russian helicoter gunships, a radio intercept system, two Boeing 727s to transport troops and supplies, an Andover casualty-evacuation aircraft, and fuel explosives. Used with devastating results by the US in the Gulf War, fuel air explosives - one step below nuclear weapons in power - suck out all available oxygen upon detonation, killing all life within a one mile radius.“(17)

So eindrucksvoll und erschreckend diese Ausführungen auch klingen mögen, sei hier am Rande erwähnt, dass EO nie eigene Waffensysteme besessen hat, sondern immer die vor Ort verfügbaren militärischen Ressourcen des Auftraggebers verwendete.(18)

Wenngleich die Berichterstattung während dieses Auftrages ausgeglichener erfolgte und auch die „Hearts and Minds“ Kampagnen von EO erwähnt wurden, so waren die Medien dennoch der Überzeugung, dass EO nur daran interessiert sei, Sierra Leone finanziell auszunützen. Ein Artikel im The Star vom 31. Oktober 1996 mit dem Titel: „How SA policy can help Sierra Leone“ untermauerte dies mit der Behauptung, dass EO der eigentliche Grund für die Probleme in Sierra Leone sei.(19)
Die finanziellen Aspekte der Einsätze von EO wurden in weiterer Folge gezielt hervorgehoben und in einem Artikel im Janes Defence Weekly vom 13. November 1996, unter dem Titel „Mercenaries capitalise on mineral ressources“, wurde folgendes behauptet:

„Executive Outcomes sells its services ‚mainly in exchange for concessions relating to mining and energy‘."

Es gab aber auch positive Stimmen. Das Harpers Magazine veröffentlichte einen Artikel von Elizabeth Rubin, in dem sie schrieb:

„Privately, some diplomats and Africa experts believe that one force - a mercenary army - might be able to contain the rebels‘ killing spree in Sierra Leone, because it has done so before. In 1995, rebels drew within 20 miles of Freetown, and the United Nations, the Organization of African Unity and the international conflict resolution experts were all unable to help. [...]
The company [EO] was willing to do what the United Nations cannot: take sides, take casualties, deploy overwhelming force and fire preemptively. [...]
‚Our people have died, lost their limbs, lost their eyes and their properties for these elections‘, the Sierra Leonian Defense Minister said to me at the time. ‚If we employ a service to protect our hard-won democracy, why should it be viewed negatively?‘.“(20)

Medienkampagne von Executive Outcomes


Um diesen Berichten entgegen zu wirken, forcierte EO eine eigene Medienkampagne zw. 1994 und 1997. Man gab Pressemitteilungen aus, organisierte Medientouren in den Operationsgebieten von Angola und brachte lokale aber auch internationale TV Sender, inkl. CNN, SKY und der BBC vor Ort. Ausländische Korrespondenten und Journalisten wurden direkt von Johannesburg nach Angola geflogen und dort von Barlow und anderen EO Mitarbeitern über die Vorgange unterrichtet. Es wurde zwar allen das Training der FAA(21) gezeigt, aber nur zwei Korrespondenten - Jim Hooper und Al J. Venter - durften bis zu den Kampflinien. Ansonsten herrschte ein strikt kontrollierter Zugang. Zusätzlich wurden eigene Broschüren und Videos (von einer eigenen Firma produziert - Gemini Video Productions) zur Verfügung gestellt. Ein ähnliches Programm führte man in Sierra Leone durch.(22)
Khareen Pech schrieb hierzu: „News coverage of its activities in Angola, Sierra Leone and even Papua New Guinea [sic] ensured that EO remained highly visible for four years and that it was seen to operate in several war theatres.“(23)
Die Resultate waren unterschiedlich, während sich so mancher Reporter für die kostenlose Reise und Verpflegung mit negativen Schlagzeilen „revanchierte“, schrieb z.b. Al Venter durchaus objektive Berichte im Jane‘s Intelligence Review oder dann in weiterer Folge in seinem Buch: War Dog. Fighting other peoples wars.(24)

Gründe für die negative Berichterstattung
Am 5. November 2007 passierte etwas, dass eigentlich unüblich für eine Zeitung ist, wenn sie nicht gerade gerichtlich dazu veranlasst wird. Unter dem Titel Bullets, Bombs and Business... entschuldigte sich „The Star“ bei Eeben Barlow für die negative Berichterstattung. Man habe nie nach einer Bestätigung gesucht, weil man der Meinung war, das solche „Söldner“ nichts Gutes im Schilde führen könnten. Warum sollte man sonst seinen ehemaligen Feinden helfen, wenn nicht um Geld. Auch wurde zur Kenntnis genommen, dass EO bei der Formulierung des Foreign Military Act - einer Gesetzesnovelle, die das Söldnertum in Südafrika einschränken soll und angeblich der Todesstoß für EO war - aktiv beteiligt und auch die einzige PMC war, die im Zuge dessen legalisiert war, ausländischen Staaten zu helfen.(25)

Vielen Experten sind mittlerweile der Auffassung, dass Executive Outcomes ohne die Apartheid Vergangenheit der Firma nicht so viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen hätte. Immerhin gab es zu dem Zeitpunkt mehrere andere Firmen, die ähnlich brisante Aufträge erfüllten. Hier sei nur MPRI am Balkan erwähnt.
Vonseiten Eeben Barlows kommt aber auch der Vorwurf, dass der südafrikanische Geheimdienst maßgeblich an der negativen Berichterstattung beteiligt war. Anfangs noch, um der neuen ANC Regierung zu zeigen, dass man eine Daseinsberechtigung habe und später auch, um wirtschaftliche Interessen der Waffenlobby zu schützen.
Am Krieg in Angola sollen sich einige hochrangige Vertreter der Militär- und Geheimdienstkreise eine goldenen Nase verdient haben. Eeben Barlow geht ausführlich in seinem Buch Executive Outcomes. Against All Odds darauf ein. Seine Ausführungen sind spannend, klingen plausibel, sind aber nicht zu unterschätzen. Schließlich war auch er jahrelang beim Geheimdienst für Desinformation zuständig.
Interessant sind vor allem die Umstände um eine Person, die federführend bei der Medienkampagne gegen EO war. Sean Cleary, ein Mensch der anscheinend gute politische und militärische Verbindungen hat, nutzte diese, um EO gezielt zu diskreditieren, da er viel in die UNITA investiert hatte. Dies wurde in einem Artikel des (The) Star aufgedeckt und am 4. August 1996 publiziert.(26) Ironischerweise führt Cleary mittlerweile seine eigene PMC Erinys, die im Irak Ölpipelines bewacht.

Fußnote zu den Folgen der Berichterstattung
Als in Ruanda der Völkermord begann, trat die UN an EO heran und erkundigte sich über die Kosten, um dem Genozid Einhalt zu gebieten. EO kalkulierte die Kosten auf 100 Millionen US Dollar, woraufhin die UN ablehnte, da es ihr zu teuer war.
In weiterer Folge intervenierten die USA ohne großen Erfolg und gaben im Zuge dessen  148 Millionen US Dollar aus. Dennoch mussten an die 500 000 Menschen sterben, wahrscheinlich mehr. Es scheint also, als seien der UN 200$ pro Mensch leider zu teuer gewesen.(27)
Kofi Annan sagte 1998 dazu: “When we had need of skilled soldiers to separate fighters from refugees in the Rwandan refugee camps in Goma, I even considered the possibility of engaging a private firm. But the world may not be ready to privatize peace.”(28)

Die Berichterstattung des Soldier of Fortune Magazines


Das Soldier of Fortune Magazine (SOF), das bekannteste, monatlich erscheinende Militärmagazin, war natürlich von Anfang an bei der Berichterstattung über Executive Outcomes beteiligt. Nachdem der Name des Magazins Programm ist, und man regelmäßig über verschiedene Aspekte der „weißen Söldner“ im postkolonialen Afrika geschrieben hatte, konnte man das Thema der südafrikanischen Firma selbstverständlich nicht ignorieren. Der Großteil der Artikel für das Magazin, das eindeutig konservativ und antikommunistisch einzuordnen ist und eine ambivalente Geschichte hat, stammen aus der Feder von Al J. Venter. Dieser war und ist nach wie vor als Afrika Korrespondent tätig und schreibt auch für die Jane‘s Group, welche eindeutig seriöser einzuordnen ist, als das SOF Magazine.
Nachdem Venter einer der wenigen Journalisten war, der bis zu den Kampflinien mitgenommen wurde, spiegeln seine Artikel auch derartige Geschehnisse wider. Artikel wie „Executive Outcomes‘ Mercs & MiGs Turn Tide In Angola“(29) oder „Not RUF enough. Merc Army Routs Rebel Anarchists In Sierra Leone“(30) beschreiben die Ereignisse vor Ort in einem objektiveren aber dennoch kritischen Blickwinkel, konzentrieren sich jedoch vor allem auf individuelle Erlebnisberichte von Operationen, weshalb sich die Berichte auch wie Abenteuergeschichten lesen, was aber zugegebenermaßen das narrative Charakteristikum englischsprechender Autoren ist. Um ein Beispiel anzuführen, wird hier eine kurze Stelle zitiert:
„‘Those that remained we tracked after dark with night vision equipment. We would see their concentrations and the Ruskies would go in with the 24s and spray them with their Gatlings.‘ The Mi-24 in Sierra LEone is fitted with four-barrelled Gatling guns as well as automatic grenade launchers, which provide awesome firepower.“(31)

Im SOF Magazine kamen aber auch kritischere Stimmen über EO zu Wort. Ein Beispiel hierfür wäre Steve McNallen, ein ehemaliger amerikanischer Offizier, der mit der Führungsriege von EO hart ins Gericht geht und behauptet, man hätte zu den eigenen Leuten gelogen und sei nur auf Profit aus. In Retrospektive sieht man hier sehr schön die antikommunistische Haltung des Autors, der die Zusammenarbeit von EO mit deren ehemaligen Feinden in Angola, der kommunistischen MPLA kritisiert, was sich auch im reißerischen Titel des Artikels widerspiegelt.(32)
Sogesehen bot das SOF Magazine im Gegensatz zu anderen Printmedien ironischerweise durch die Publikationen beider Sichtweisen eine breitere Perspektive als der sonstige  Qualitätsjournalismus.

Resümee zu Teil 1 & 2


Das öffentliche Bild von „Söldnern“ ist seit der Neuzeit mit dem Ausbau des staatlichen Gewaltmonopols, aber auch wegen der Meinung von Intellektuellen (angefangen bei Macchiavelli), nie ein besonders Gutes gewesen. Die Terminologie, mit der dieser Personenkreis beschrieben wird, spricht für sich - Hunde des Krieges sei hier nur zur Erinnerung erwähnt.
Der Firma Executive Outcomes wurden mehrere Aspekte zum Verhängnis. Einerseits die afrikanische, postkoloniale Geschichte, mit ihren zahlreichen Episoden von Coup Etáts und Stellvertreterkriegen, in denen wilde Draufgänger ihr Abenteuer und individuellen Reichtum suchten. Andererseits die eigene Vergangenheit im System des Apartheidstaates Südafrika, die die Firma von Anfang an in einem zwielichtigen Bild erscheinen ließ - berechtigt oder nicht, das sei hier dahingestellt.
Das Problem für den interessierten Forscher liegt vor allem in der Tatsache, dass die Zugänge zu vielen Quellen noch nicht möglich sind und viele Punkte nie zufriedenstellend erforscht werden können. Es ist aber klar geworden, dass neben den zahlreichen, tendenziösen Berichterstattungen der Printmedien, auch andere Kreise ein Interesse an einem negativen Bild der Firma hatten.
Man merkt sehr schnell, dass in der Berichterstattung die ideologischen Grabenkämpfe nach wie vor ausgetragen werden und einer objektiveren Auseinandersetzung im Weg stehen. Wie es die Ironie der Geschichte will, wurde im letzten Jahrzehnt das negative Bild von EO auf die modernen PMCs übertragen, und zwar auf diesselbe Weise, wie in den 1990er Jahren EO mit den weißen Söldnern des postkolonialen Afrika gleichgestellt wurde. Hier sieht man die historische Kurzsichtigkeit oder Halbwertszeit der Medien und deren Rückgriffe auf das nächste, annähernd vergleichbare Phänomen.
Man kann mit Recht behaupten, dass der „weiße Söldner“ mittlerweile im kollektiven  Gedächtnis Afrikas, aber auch der „westlichen Welt“ angelangt ist. Letzteres wird vor allem durch die Verwendung und Verbreitung dieses Stereotypen in der Popkultur deutlich. In den späten 1970er Jahren waren es Filme wie „Die Wildgänse kommen“, in der jüngeren Vergangenheit der Blockbuster „Blood Diamond“. Das Letzterer deutliche Bezüge zur Geschichte von Executive Outcomes erkennen lässt, unterstreicht nur die anhaltende Aktualität dieser Thematik und das diese Geschichte noch nicht zu Ende ist.

Ende Teil 2

DCJ
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Endnoten:
(1) Interview Eeben Barlow, www.therightperspective.com, 27.01.2008.
(2) Eeben Barlow, Executive Outcomes. S.80f.
(3) Für eine ausführlichere Darstellung der Geschichte von Executive Outcomes gibt es mehrere gute Aufarbeitungen. Hier sei vor allem das bereits zitierte Werk von Herbert Howe genannt: Herbert M. Howe, Ambiguous Order. S. 187 - 241.
(4) Peter W. Singer, Die Kriegs-Ags. S. 173.
(5) Eine detailierte Erzählung der Ereignisse vor Ort findet man neben dem Buch von Barlow auch bei: Al J. Venter, War Dog. Fighting Other Peoples‘s Wars - The Modern Mercenary in Combat, Havertown 2006.
(6) Eeben Barlow, Executive Outcomes. S. 100.
(7) Eeben Barlow, Executive Outcomes. S.101.
(8) Volksbewegung zur Befreiung Angolas, Anm. d. Verf.
(9) Ebda.
(10) Eeben Barlow Executive Outcomes. S. 104.
(11) Siehe Fn. 21.
(12) Eeben Barlow, Executive Outcomes. S.117.
(13) Ebda.
(14) Eeben Barlow, Executive Outcomes. S. 156.
(15) Eeben Barlow, Executive Outcomes. S. 276.
(16) Auch hier sei wieder auf Herbert Howe verwiesen, aber auch Peter W. Singer. Siehe Fn. 2 und 3.
(17) Eeben Barlow, Executive Outcomes. S. 331.
(18) Eeben Barlow, Executive Outcomes. S. 332.
(19) Eeben Barlow, Executive Outcomes. S. 333.
(20) Eeben Barlow, Executive Outcomes. S. 387.
(21) Die staatlichen Streitkräfte Angolas, Anm. d. Verf.
(22) Khareen Pech, Executive Outcomes - A Corporate Conquest. In: Jakkie Cilliers, Peggy Mason (Hg), Peace, Profit or Plunder? The Privatisation of Security in War-torn African Societies, Pretoria 1999,  S. 89.
(23) Ebda.
(24) Eeben Barlow, Executive Outcomes. S. 372. Khareen Pech war laut Barlow unter den Journalisten, die nach einem Gratis Flug nach Sierra Leone fragten, und auch bekamen.
(25) Brendan Seery, Bullets, Bombs and Business... In: The Star, Nov 5, 2007, S.11.
(26) Eeben Barlow, Executive Outcomes. S. 378f.
(27) Eeben Barlow, Executive Outcomes. S. 441ff.
(28) zit. nach Al J. Venter, War Dogs. S. 539.
(29) Al J. Venter, Executive Outcomes‘ Mercs & MiGs Turn Tide In Angola. In: Soldier of Fortune Magazine, January 1996, S. 30 - 35 und 68f.
(30) Al J. Venter, Not RUF Enough. Merc Army Routs Rebel Anarchists In Sierra Leone, In: Soldier of Fortune Magazine, Dezember 1995, S. 32 - 37 und 75 - 78.
(31) Al J. Venter, Not RUF Enough. S. 37.
(32) Steve McNallen, South African Headhunters. Executive Outcomes Hiring Mercs To Fight For Former Enemies In Angola, May 1995, S. 62 - 65 und 79 - 80.